2017

Geistliches Chorkonzert des Sängerbundes bewegt

Gräfrather traten in der fast voll besetzten Kirche St. Joseph auf.

Von Klaus Günther

 

Zwei Wochen nach der bewegenden Aufführung der Messe Nr. 3 von Anton Bruckner war die katholische Kirche St. Joseph in Ohligs am Sonntag wieder Stätte eines geistlichen Chorkonzertes. Der Gräfrather Sängerbund 1846 mit seinem Leiter Stefan Steinröhder lud ein zu einem Konzert mit Werken, deren Ursprünge bis ins hohe Mittelalter zurückreichten. Als Begleitung hatte er dazu das Orchester der Philharmonischen Gesellschaft Düsseldorf verpflichtet. Weiterhin wirkten vier Gesangssolisten mit.

Das Konzert begann mit dem im Dreißigjährigen Krieg entstandenen Kirchenlied „Wer nur den lieben Gott lässt walten“. Die Gräfrather sangen es in einer Bearbeitung von Felix Mendelssohn Bartholdy, der die erste Zeile in „Mein Gott, Du weißt am allerbesten“ umgedichtet hatte. Zwischen die beiden Chorteile setzte er eine Sopranarie, mit der Heike Bader-Mutz nachhaltigen Eindruck machte.

Mit klarer, heller Sopranstimme und innigem Ausdruck

Das Gedicht „Stabat Mater“ stammt aus dem 13. Jahrhundert und schildert den Schmerz der Gottesmutter unter dem Kreuz. Bis in unsere Zeit hat es eine Fülle von Vertonungen erfahren. Stefan Steinröhder hatte eine Version von Luigi Boccherini ausgewählt, die ihren Reiz durch die Begleitung auf historischen Instrumenten erhielt. Er selbst griff dabei zur Barockvioline. Mit klarer, heller Sopranstimme und innigem Ausdruck sang Katharina Nieß den lateinischen Text. Die ergreifende Musik wurde von den Besuchern in der fast voll besetzten Kirche mit großem Beifall aufgenommen.

„Lauda Sion“ ist eine Sequenz zum Fronleichnamstag. Für eine Feier zur Wiederkehr dieses Tages komponierte Felix Mendelssohn 1846 den lateinischen Text, welcher 1264 von Thomas von Aquin geschaffen wurde. Zur Aufführung vereinten sich in St. Joseph der Chor, Orchester und Solisten, wobei zu den beiden Sängerinnen noch Nedialko Peev, Tenor, und Thomas Müller, Bass, traten. Es gelang eine großartige Aufführung dieses Meisterwerks geistlicher Musik aus der Romantik.

 

Fast drei Jahrzehnte leitete sie den Sängerbund

Als Anerkennung für ihre langjährige Tätigkeit wurde Ursula Winters zur Ehrenvorsitzenden des Sängerbundes ernannt. Foto: Uli Preuss
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Als Anerkennung für ihre langjährige Tätigkeit wurde Ursula Winters zur Ehrenvorsitzenden des Sängerbundes ernannt.

Ursula Winters legt den Vorsitz im Gräfrather Chor nieder. Ihre Nachfolgerin wird Karin Emme.

Von Klaus Günther

 

In ihrem Elternhaus spielte die Musik keine besondere Rolle. Dafür liebte Ursula Winters den Musikunterricht in der Schule und sang mit Begeisterung neue Lieder. Sie wurde selbst Lehrerin und hat viele Jahre an der Grundschule Gerberstraße in Solingen-Gräfrath unterrichtet. Im Jahre 1973 erwarb sie mit ihrem Mann einen Bungalow an der Von-Galen-Straße in Gräfrath, in welchem sie heute noch wohnen. Die Seitenstraße vom Abteiweg führt bis ans Gelände der Fauna, von wo häufig Rehböcke oder Damhirsche über den Zaun schauen.

Ihre unverminderte Lust am Singen ließ Ursula Winters nach einem entsprechenden Betätigungsfeld Ausschau halten. Die Lehrerin fand es schließlich beim Gräfrather Sängerbund und wurde 1976 Mitglied. Zu jener Zeit bildeten die Sängerinnen und Sänger der Singgemeinschaft noch zwei separate Chöre. Besonders der Frauenchor hatte einen vorzüglichen Ruf und wurde häufig eingeladen oder verpflichtet. Bei den Meigenern und den Kottern, die damals noch in Blüte standen, und beim Polizeichor zum Beispiel waren die tüchtigen Frauen hoch willkommene Gäste.

Erst 1983 trat der Sängerbund in der heutigen Form als gemischter Chor in Erscheinung. Ursula Winters erwarb sich im traditionsreichen Gräfrather Sängerbund schnell Respekt und Zuneigung. Unter dem damaligen Vorsitzenden Frank Pohlig wurden ihr schon bald Vertretungsaufgaben übertragen. Als dieser dann 1988 sein Amt aufgab, wurde sie selbst 1. Vorsitzende und ist dies bis vor ganz kurzer Zeit – insgesamt 29 Jahre lang – geblieben. Bei der Übernahme des Vorsitzes fasste sie zwei feste Vorhaben: Anstelle der gemeinschaftlichen Konzertauftritte mit anderen Chören veranstaltet der Sängerbund seine Konzerte selbst. Und weiter: Der Sängerbund unternimmt Reisen.

Hochkarätige Sänger traten mit dem Chor auf

Die erste Reise führte 1990 an den Gardasee. Spätere Reisen unter Organisation und Führung der Vorsitzenden führten nach Dresden, nach Wien, nach Prag und ins Elsass. Selbstverständlich wurde auf diesen Reisen auch stets gesungen. Ein besonders festlicher Auftritt fand im Dom zu Florenz statt. Mit dem Chor der englischen Stadt Blyth ergab sich ein herzlicher Kontakt, was zu mehreren gegenseitigen Besuchen führte. 1996 wurde der Gräfrather Sängerbund 150 Jahre alt und feierte das mit einem üppigen Jubiläumskonzert.

Die Konzerte während der Zeit des Vorsitzes von Ursula Winters wurden stets wegen ihrer interessanten Programme und musikalischer Qualität gefeiert. 2006 konnte das Publikum sogar eine szenische Zeitreise mit überraschenden Stationen erleben. Hochkarätige Gesangssolisten wie Petra Hill, Lawrence Bakst und Ulf Bästlein sind in dieser Zeit aufgetreten. Auch gab es eine ganze Reihe von tüchtigen Chorleitern. Vor drei Jahren hat Stefan Steinröhder das Dirigat übernommen. Seitdem er den Taktstock schwingt, konnte sich der Verein bereits über 20 neue Mitglieder freuen. Mitglied des Gräfrather Sängerbundes ist auch die Gesangsgruppe „Conbrio“.

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KONZERTE Fünf Konzerte stehen 2017 auf dem Programm des Sängerbundes. Höhepunkt ist am Sonntag, 26. November, katholische Kirche St. Joseph, das Chorkonzert „Lauda sion“ für Chor und Orchester: Mitwirkende sind der Sängerbund Gräfrath und die Philharmonische Gesellschaft Düsseldorf. saengerbundgraefrath.jimdo.com

Ehemalige Aktive der Sängerjugend Solingen schlossen sich ihm unter diesem Namen an und begeistern seither mir qualitativ hochwertigen Vorträgen von Renaissance- und Barockmusik. All das lässt erwarten, dass der Sängerbund auch unter der Nachfolgerin von Winters, Karin Emme, einer positiven Zukunft entgegen blicken kann. Ursula Winters darf sich in verstärktem Maße ihrem zweiten Hobby, der Malerei, widmen. Ihre sorgfältig gewartete Aktensammlung über den Sängerbund wird sie an das Stadtarchiv weiterleiten.